13. Berliner Abendgespräch

Es spricht Heinz Buschkowsky zum Thema:

„Was tun? Brennpunktstadtteile in Berlin“
Donnerstag, den 08. März 2012, 19 Uhr
P+P Pöllath + Partners Berlin
Potsdamer Platz 5 10785 Berlin

Eine zunehmende Spaltung Berlins in arme und reiche Bezirke stellt die Stadt vor wachsende Herausforderungen: Laut Statistischem Bundesamt leben heute in Berlin über 18% der Kinder unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle, viele kommen aus sozial-schwachen Familien. Die Arbeitslosenquote Berlins ist die höchste in der Bundesrepublik. Die Probleme konzentrieren sich jedoch zunehmend auf bestimmte Bezirke: Neukölln galt lange als sozialer Brennpunkt. Schlagwörter wie Gewalt, Kriminalität, bildungsferne Schichten, verwahrloste Migrantenkinder, Hartz IV wurden seit dem Aufschrei der Lehrer der Rütli-Schule, sogar überregional, mit dem Kiez in Verbindung gebracht. Immer noch hat der Bezirk Neukölln mit seinen Einwohnern aus über 160 Nationen den höchsten Anteil an armutsgefährdeten Einwohnern Berlins. Die Migrantenquote der bis 15-Jährigen in Nord-Neukölln liegt bei ca. 70%. Das Problem ist nicht der Migrationshintergrund, sondern die prekäre soziale Situation sowohl bei Deutschen wie bei Migranten, die für die Zukunft der Kinder entscheidend ist.

Gleichzeitig lässt sich aber auch ein positiver Trend verzeichnen: Die einst so verrufene Rütli-Schule wird mittlerweile bundesweit als Vorbild für gelungene Integration genannt, soziale Projekte, vor allem aber Bürgerinitiativen etc. wurden ins Leben gerufen. Die Situation im Kiez hat sich verbessert. Dieser Trend geht jedoch mit einer Verdrängung von armen Bewohnern aus den Problemvierteln durch Besserverdienende einher: Laut dem renommierten Soziologen Häußermann „drohen sich die Slums des 21. Jahrhunderts in den Berliner Vorstädten zu entwickeln“. Kann man also von einer wirklichen Verbesserung der Lebensqualität und einer erfolgreichen Integration in Neukölln sprechen? Oder kommt es nur zu einer Verschiebung der Probleme in andere arme Bezirke Berlins?

Zur Person des Vortragenden:

Heinz Buschkowsky, in Neukölln geboren, ist seit Dezember 2001 Bezirksbürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln und wurde 2011 wieder in seinem Amt bestätigt. Er ist seit 1973 SPD-Mitglied, tätig in mehreren Senatsbehörden und Mitglied der Neuköllner Bezirksverordnetensammlung. Er gilt als ausgeprägter Kommunalpolitiker und förderte verschiedene Modelprojekte in seinem Bezirk. Überregionale Bekanntheit erlangte er mit oft umstrittenen Stellungnahmen zu Integrations- und Bildungsdebatten. Im April 2010 erhielt er den Gustav-Heinemann -Preis und wurde noch im selben Jahr von einer Jury der Berliner Morgenpost und eines Radiosenders zum „Berliner des Jahres 2010“ gewählt.