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22. Berliner Abendgespräch

(K)ein Platz für Obdachlose.

Es spricht Dr. med. Jenny De la Torre Castro, Obdachlosenärztin und Gründerin der ‚Jenny De la Torre Stiftung‘, zum Thema:

„(K)ein Platz für Obdachlose.“
Donnerstag, den 01. Dezember 2016, 19 Uhr
P+P Pöllath + Partners Berlin
Potsdamer Platz 5, 10785 Berlin, 16. Etage


Die Wohnungsnot in Deutschland nimmt kontinuierlich zu: Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) leben 300.000 bis 400.000 Menschen ohne festen Wohnsitz, davon sind 9% Jugendliche. Betroffen sind vor allem Männer, circa 80%, viele mit Migrationshintergrund, die meisten psychisch und physisch beeinträchtigt. Immer häufiger leben diese Menschen über mehrere Jahre dauerhaft 'auf der Straße'. Wie viele davon in Berlin leben, weiß niemand genau. Alle Angaben beruhen nämlich auf Schätzungen. 2018 erwartet die BAGW eine halbe Million Wohnungslose. Das soziale Netz in Deutschland ist eigentlich eng geknüpft. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, vom Bahnhofsdienst, Beratungsstellen und Wohnheimen bis hin zum Kältebus in den Wintermonaten, aber sie erreichen Wohnungslose oft nicht.
Wohnungslosigkeit ist in der Vorstellung der meisten ein selbstverschuldeter Zustand, wir können uns nicht vorstellen, dass es uns treffen könnte.
Wir stigmatisieren die Wohnungslosen als Penner, Berber, Nomaden, Bettler u.v.m. Sie sind in unserem Alltag vor allem in der Großstadt allgegenwärtig, wir schauen lieber nicht hin. Die vielen Anbieter von Obdachlosen-Zeitungen, oft unser einziger Kontakt zu ihnen,
gehen uns mitunter auf die Nerven. Eine Zeitung zu kaufen, ist häufig unsere einzige gute Tat.

Wer hinschaut, mit ihnen spricht, ihnen Hoffnung gibt, mit den Vorurteilen und Berührungsängsten aufräumt, ist Jenny De la Torre Castro. Sie weiß um den Teufelskreis, der die Wohnungslosigkeit mit sich bringt: Ohne Wohnung keinen Job, ohne Job keine Wohnung. Mit ihrer Stiftung nimmt sie sich all jener an, die niemand will und die sich selbst aufgegeben haben.

Zur Vortragenden:

Dr. med. Jenny De la Torre Castro ist Leiterin des von ihr gegründeten 'Gesundheitszentrums für Obdachlose' in Berlin und dort auch als Ärztin tätig.

Frau de la Torre stammt aus Peru, studierte Medizin in Lima und Leipzig. Bevor sie ab 1994 Wohnungslose am Berliner Ostbahnhof betreute, arbeitete sie in verschiedenen Kliniken in Deutschland und Österreich. Sie will jedoch nicht nur medizinisch helfen, sondern dazu beitragen, die Menschen von der Straße zu holen. Mit dem Preisgeld der 'Goldenen Henne' für ihr soziales Engagement, gründete sie 2002 die 'Jenny De la Torre Stiftung', die sich vor allem durch Spenden finanziert. Heute arbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Pflugstraße, dem Gesundheitszentrum, neun Haupt- und 29 ehrenamtliche Fachleute. Für Ihr außerordentliches Engagement erhielt sie zahlreiche Preise, unter anderem 2015 den 'Deutschen Stifterpreis'.

Referenten: Dr. Jenny De la Torre Castro (Jenny De la Torre Stiftung)
Datum
01.12.2016
Uhrzeit: 19:00
Ort
P+P Pöllath + Partners
Potsdamer Platz 5
10785 Berlin
Veranstalter
P+P Pöllath + Partners